Yakamoz S-245 – Staffel 1 (2024)

Inhalt / Kritik

Auch wenn es schon eine Weile her ist, dass Arman (Kivanc Tatlitug) und Defne (Ozge Ozpirincci) ein Paar waren, eines ist ihnen geblieben: die Liebe zur Wissenschaft. Die Freude ist daher groß, als die beiden auf eine gemeinsame Forschungsmission tief unter Wasser gehen, unterstützt von Defnes Assistentin Rana (Ecem Uzun), dem Ozeanographen Felix (Jerry Hoffmann) und dem Marinebiologen Cem (Onur Ünsal), einem alten Freund von Arman. Lange hält diese aber nicht an, denn kurze Zeit später häufen sich einige seltsame Ereignisse. So ist nach einem Tauchgang das Schiff verlassen, die Crew spricht in einem Video von tödlichen Sonnenstrahlen. Auf der Suche nach den anderen stoßen die fünf auf das Militär-U-Boot Yakamoz S-245, welches die aufnimmt. Dabei kommt es schnell zu Konflikten zwischen den beiden Mannschaften – vor allem mit Umut (Ertan Saban), der nach einem weiteren Zwischenfall das Kommando übernimmt …

Eine Katastrophe in mehreren Kapiteln

Als vor rund zwei Jahren Into the Night online ging, gefiel die belgische Netflix-Serie durch ein ebenso perfides wie originelles Szenario: Die Sonne wurde plötzlich zu einer Quelle des Todes. Wer überleben will, muss dieser irgendwie entkommen. Und so raste eine wild zusammengewürfelte Gruppe an Bord eines Flugzeugs, immer der Nacht hinterher. Während die auf einem Roman von Jacek Dukaj basierende Geschichte durchaus Potenzial hatte, ließ die Ausführung zu wünschen übrig. Vor allem die furchtbaren Figuren und das viele Seifenoper-Drama zerrte an den Nerven, anstatt im positiven Sinn für Spannung zu sorgen. Dem Publikum gefiel es aber offensichtlich. Und so folgte nicht nur eine zweite Staffel, sondern mit Yakamoz S-245 noch eine zweite Serie, die in diesem Szenario angesiedelt ist.

Die Hauptserie muss man dabei nicht zwangsläufig gesehen haben, um dem Tiefsee-Spin-off folgen zu können. So gibt es zwar kleinere Überschneidungen. Das Grundszenario mit der Sonne ist sowieso identisch. Die hier erzählte Geschichte ist aber, zumindest in der ersten Staffel, noch völlig eigenständig. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte Nachricht ist, dass Yakamoz S-245 auch nicht besser ist als das Original. Im Gegenteil, die türkische Produktion schafft es sogar, die für sich genommen schon mäßigen Anfänge der Apokalypse noch einmal zu unterbieten. Und das nicht nur, weil sich ein Großteil der Ereignisse unter dem Meeresgrund abspielt. Die Serie ist auch qualitativ ziemlich unterirdisch, weil sie es einfach nicht schafft, das eigene Szenario sinnvoll zu nutzen.

Spannungen statt Spannung

Die Verlagerung des Schauplatzes von einem Flugzeug zu einem U-Boot ist bereits nicht wirklich glücklich. Auf der einen Seite ist dieses ideal, um Spannungen zu erzeugen und mit klaustrophobischen Stimmungen zu arbeiten. Der Klassiker Das Boot hat es vorgemacht. Ein Beispiel neueren Datums ist die britische Serie Vigil – Tod auf hoher See, bei dem ein Mordfall aufgeklärt werden muss, während die Besatzung nicht wieder an die Oberfläche kann. Bei Yakamoz S-245 wird das alles nicht spürbar. Hinzu kommt, dass der Ortswechsel dazu führt, dass die konstante Bedrohung weit weg zu sein scheint. Da fehlt über weite Strecken die Dringlichkeit von Into the Night, bei der es ständig weitergehen musste, um nicht zu sterben. Klar, die Lebensgefahr besteht hier auch. Abgesehen von dem Handlungsstrang rund um die Saat, die das Überleben sichern soll, wird das aber kaum inhaltlich integriert.

Anstatt auf diese natürliche Spannung zu setzen, die sich aus der Situation ergibt, wird bei Yakamoz S-245mal wieder in erster Linie die künstlich erzeugte zwischenmenschliche Spannung verwendet. Zu einem gewissen Grad ist das natürlich schon nachvollziehbar. In Zeiten der Krise, vor allem solchen, bei denen Lebensgefahr besteht, liegen die Nerven schon einmal blank. Hier wird das aber so forciert und andauernd irgendwelche Konflikte aus dem Nichts geschaffen, dass zu schnell das Interesse flöten geht. Wenn dann auch noch die Dialoge derart furchtbar sind und höchstens zufällig mal etwas mit tatsächlich verwendeter Sprache gemeinsam haben, ist der Mitfieberfaktor gleich ganz weg. Da fehlt einfach ein guter Grund, warum das Publikum Anteilnahme zeigen sollte. Und nein, nur weil dazu aufdringlich-dramatische Musik gespielt wird, heißt das nicht, dass das emotional wird.

Ein internationales Scheitern

Das ist nicht nur ärgerlich, weil es schlecht ist. Schlechte Netflix-Produktionen gibt es nicht gerade wenig. Ärgerlich ist, wie leichtfertig die gute Ausgangslage torpediert wurde. Nicht nur das Szenario um eine Sonne, die zu unserem Todfeind wird, ist vielversprechend. Der Ansatz, dieses Szenario an verschiedenen Teilen der Erde und an sehr unterschiedlichen Orten auszuspielen, bietet ebenfalls interessante Ansätze. Allein schon die vielen Nationalitäten – bei Yakamoz S-245 sind es vor allem türkische Figuren, ergänzt um den Deutschen Felix – öffnen Tür und Tor, um etwas über die Menschheit zu sagen. Man sollte nur eben auch dadurch gehen, anstatt sich schon davor um jeden Blödsinn zu streiten. Dann doch lieber die Apokalypse und ein Ende mit Schrecken als diese Tortur.

Credits

OT: „Yakamoz S-245“
Land: Türkei
Jahr: 2022
Regie: Umut Aral, Tolga Karaçelik
Drehbuch: Jason George, Cansu Coban, Murat Uyurkulak, Sami Berat Marçali
Idee: Jason George
Vorlage: Jacek Dukaj
Musik: Ahmet Kenan Bilgic
Kamera: Burak Kanbir
Besetzung: Kivanç Tatlitug, Özge Özpirinçci, Ertan Saban, Ece Çesmioglu, Jerry Hoffmann, Ecem Uzun, Meric Aral, Ersin Arici, Onur Ünsal

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